Was ist „HIV“ eigentlich?
HIV ist die Abkürzung für das menschliche Immunschwäche-Virus (Humane Immundefizienz-Virus). Es gehört zur Gruppe der Retroviren und ist ca. 1/10.000 mm groß.
HIV wird von Mensch zu Mensch übertragen. Das Virus schädigt das Immunsystem und kann zum Krankheitsstadium AIDS führen. Ein HIV-positiver Mensch ist also nicht automatisch auch AIDS-krank.
Wie wird HIV übertragen?
Damit HIV übertragen werden kann, ist der Kontakt mit einer Körperflüssigkeit notwendig, die eine hohe Viruslast aufweist. Das kann Blut, Sperma, Analsekret, Vaginalsekret oder Muttermilch sein. Gleichzeitig muss eine „Eintrittspforte“ in den Körper existieren. Eintrittspforten können offene Wunden und Schleimhäute (Mund, After / Enddarm, Penis, Vagina, Auge) sein. Von einem Infektionsrisiko spricht man erst, wenn in eine Eintrittspforte eine hoch viruslastige Körperflüssigkeit gelangt ist.
Hauptsächliche Übertragungswege sind ungeschützter Vaginal- sowie Analverkehr und gemeinsamer Nadeltausch bei intravenösem Drogengebrauch („needle sharing“). Diese Übertragungswege haben ein hohes Infektionsrisiko. Ein Risiko besteht beim Oralverkehr dann, wenn Sperma oder Scheidenflüssigkeit aufgenommen werden.
Wenn Haut- oder Schleimhautentzündungen aufgrund einer anderen sexuell übertragbaren Krankheit bestehen, erhöht sich das Risiko einer HIV-Übertragung.
Wie wird HIV nicht übertragen?
Im alltäglichen sozialen Kontakt mit HIV-positiven Menschen gibt es kein Infektionsrisiko. Insbesondere folgende Handlungen sind risikofrei:
- Händeschütteln
- gemeinsamer Gebrauch von Alltagsgegenständen (Besteck, Geschirr oder Gläser)
- die gemeinsame Benutzung von Toiletten, Handtüchern oder Bettwäsche
- Küssen (außer bei stark blutenden Wunden z.B. nach frisch gezogenem Zahn)
- Mückenstiche bzw. wenn eine Mücke verschiedene Personen sticht
- Hautkontakt mit infektiösen Körperflüssigkeiten bei intakter Haut
Sollte sich Ihr HIV-positiver Angehöriger verletzen und dabei Blut fließen, können Sie zum gegenseitigen Schutz beim Verbinden Handschuhe tragen. So vermeiden Sie auch, dass Sie weitere Erreger in den Organismus der HIV-positiven Person einbringen.
Wie kann man sich vor HIV schützen?
Die Übertragung von HIV kann durch Beachtung der Safer Sex und Safer Use Regeln verhindert werden. Dazu gehört z.B. die Verwendung von Kondomen beim Vaginal- und Analverkehr. Hier erfahren Sie mehr zum Schutz vor HIV.
Wie lange überlebt HIV außerhalb des Körpers?
Wir zitieren an dieser Stelle die Auskunft des Robert-Koch-Instituts: „HIV kann, je nach Umgebungsbedingungen, auch außerhalb des Körpers seine Infektiosität noch tagelang behalten. Für die Frage der Ansteckungsmöglichkeiten ist dies im Alltag aber meist wenig relevant, da in der Regel keine geeignete Eintrittspforte für das Virus mehr besteht. Dies gilt auch für Blut oder Sperma an Gegenständen. Sobald potentiell infektiöse Körperflüssigkeiten angetrocknet sind, besteht keine Möglichkeit einer Infektionsübertragung mehr.“ Hier finden Sie weitere Informationen zum Thema.
Wie verläuft eine HIV-Infektion?
Kurz nach der Ansteckung mit HIV kommt es zu einer starken Vermehrung des Virus im Organismus, die Anzahl der Viren (Viruslast) nimmt enorm zu. Diese akute Phase geht oft mit grippeähnlichen Symptomen einher, die nach ein bis drei Wochen wieder abklingen (Primärinfektion). Viele bemerken diese Symptome kaum.
Im Anschluss kommt es zu einer Abwehrreaktion des Immunsystems, die Viruslast sinkt wieder auf einen relativ niedrigen Wert. Hieran schließt sich die sog. asymptomatische Phase ohne auffällige Symptome, die einige Monate bis Jahre dauern kann. Das Virus vermehrt sich jedoch weiter und muss vom Immunsystem permanent abgewehrt werden. Dieser ständige „Kampf“ schwächt das Immunsystem, so dass später Verschlechterungen des Allgemeinbefindens (z.B. Nachtschweiß, Durchfälle, Lymphknotenschwellungen) eintreten können.
Von AIDS spricht man erst dann, wenn das Immunsystem so sehr geschwächt ist, dass zusätzliche Infektionen auftreten (z.B. PcP-Lungenentzündung, Hefepilze, Herpes, Kaposi-Sarkom). Teilweise wird auch das Gehirn geschädigt. Obwohl diese sog. opportunistischen Infektionen gut behandelbar sind, kann AIDS nach wie vor zum Tode führen.
Insgesamt verläuft eine HIV-Infektion von Mensch zu Mensch sehr unterschiedlich. Sowohl die Konstitution des Immunsystems als auch der Einsatz von Medikamenten haben einen Einfluss.
Ist HIV heilbar?
Der heutige Stand von Wissenschaft und Forschung lässt es leider nicht zu, von einer Heilbarkeit der HIV-Infektion bzw. AIDS-Erkrankung zu sprechen. Immer wieder ist von bahnbrechenden neuen Medikamenten und Impfstoffen zu hören, die zu berechtigten Hoffnungen Anlass geben. Sehr oft halten diese Ankündigungen einer Überprüfung nicht stand.
HIV und Aids sind aber behandelbar geworden. Seit 1996 liegen potente Medikamente vor, die in Kombinationstherapien eingesetzt werden. Die Lebensqualität und Lebenserwartung von Menschen mit HIV/Aids hat sich seitdem deutlich erhöht. Die Zahl der Todesfälle ist gesunken.
Dennoch bleibt AIDS eine schwere Erkrankung, die mit zahlreichen Belastungen und leider auch Diskriminierungen verbunden ist.
Wie viele Menschen sind HIV-positiv?
Zum Ende des Jahres 2014 waren mit dem HI-Virus infiziert (Neuinfektionen beziehen sich ebenfalls auf das Jahr 2014):
- in Sachsen: 2.100 Menschen (ca. 180 Neuinfektionen)
- in Deutschland: 83.000 Menschen (davon ca. 60% MSM und ca. 15% Frauen, ca. 3.200 Neuinfektionen)
- weltweit: 36.900.000 Menschen (davon ca. 50% Frauen, ca. 3.100.000 Neuinfektionen)
In diesem Jahr zeigt sich erneut ein Anstieg der HIV-Neudiagnosen in Deutschland. Aktuelle Zahlen und Daten finden Sie im Internetangebot des Robert-Koch-Instituts. Detaillierte Ergebnisse, aufgeschlüsselt nach Region, Bundesland, Zeitpunkt der Erstdiagnose, Geschlecht, Alter usw. bietet eine RKI-Datenbank. Hier sind neben HIV auch andere Infektionen, z.B. Hepatitis abfragbar.
Woher kommt der Virus?
Dazu gibt es verschiedene Theorien. Am besten nachvollziehbar und wissenschaftlich bestätigt ist die These, dass der HI-Virus vom Affen auf den Menschen übergegangen ist. Auch von anderen Erregern (z.B. SARS) weiß man, dass sie aus dem Tierreich stammen.
Dieser Ansatz konnte nun auch bewiesen werden. In einer umfangreichen Feldstudie wurde gezeigt, dass der bei Menschenaffen vorkommende Virus SIV dem menschlichen HIV ähnelt und auch im Test gleichartig reagiert. Mit hoher Wahrscheinlichkeit ist die erste HIV-1-Infektion eines Menschen bereits im frühen 20. Jahrhundert durch einen Schimpansen in Kamerun erfolgt.
Schimpansen sind aber nicht die ursprüngliche Quelle des Erregers. Sie selbst hätten sich bei anderen Affenarten im westlichen Zentralafrika mit SIV oder einem Vorläufer dieses Virus infiziert. Damit hat der Aidserreger schon zwei Mal die Artengrenze übersprungen, zuerst vom Affen zum Menschenaffen und später vom Menschenaffen zum Menschen.
Quelle: www.handelsblatt.com