Dejan, 22, Altenpflegeschüler aus Essen, erfuhr 2019, dass er HIV-positiv ist. Seinen Alltag beeinflusst das kaum. Diskriminierung tritt er selbstbewusst entgegen.

Sicher ist sicher: Vor der Frühschicht stellt sich Dejan manchmal gleich vier Wecker. Früh aufstehen ist einfach nicht sein Ding. „Um 5 Uhr morgens bin ich einfach noch ganz schön verpennt“, erzählt Dejan und lacht. „Da kommt es schon mal vor, dass ich gegen den Türrahmen torkele.“

Der 22-Jährige Altenpflegeschüler trägt das Herz auf der Zunge und nimmt kein Blatt vor den Mund. Dabei ist kaum zu überhören, dass er aus dem Ruhrpott stammt. Geboren in Bulgarien, adoptierten ihn seine deutschen Eltern schon im Alter von vier Jahren.

Kaltes Wasser ins Gesicht und ein Kaffee – dann ist Dejan fit für die Arbeit als Pflegeschüler im Altenheim. Trotz des Stresses mag er die Frühschicht: „Um 14 Uhr hab ich Feierabend, da hat man noch richtig was vom Tag.“

In seiner Freizeit ist Dejan viel mit Freunden unterwegs. Wenn das Wetter gut ist, findet man ihn draußen, ansonsten in Cafés.

HIV spielt in Dejans Alltag kaum noch eine Rolle

Seine HIV-Infektion spielt in seinem Alltag kaum noch eine Rolle. „Eigentlich denke ich nur noch daran, wenn ich abends meine Pille nehme.“

Ob Job, Freizeit oder Sexualität – Dejan kann genauso leben wie andere Jungs in seinem Alter. Die HIV-Medikamente sorgen dafür, dass HIV sich in seinem Körper nicht mehr vermehren kann. So bleibt er gesund und das Virus ist auch nicht mehr übertragbar.

Als er 2019 die HIV-Diagnose bekam, hat Dejan sich noch Vorwürfe gemacht. „Das war so nach dem Motto: Wärest du mal nicht so leichtsinnig gewesen. Ich habe es sexuell schon ganz schön krachen lassen und hab mich halt nicht immer geschützt. Heute sage ich mir: Es ist, wie es ist. Ich kann es nun mal nicht mehr ändern.“

Selbstbewusst gegen Ignoranz

Familie und Freunde wissen Bescheid, auch einige Kolleginnen hat er eingeweiht. Sie alle unterstützen ihn. Aber Dejan hat auch schon Ablehnung erlebt. Als Schüler bei seinem schwulen Coming-out, als HIV-Positiver in der schwulen Szene. Und er weiß von Ausbildern im medizinischen Bereich zu berichten, die finden, dass HIV-positive Menschen nicht in Krankenhäusern oder in der Pflege arbeiten sollten.

Eine vollkommen falsche Einschätzung – HIV-positive Menschen können jeden Beruf ausüben.

„Manche Leute können ja nicht mal HIV und Aids auseinanderhalten“, kommentiert Dejan trocken. „Die wissen dann auch nicht, dass HIV nicht mehr übertragbar ist, wenn es im Blut nicht mehr nachweisbar ist.“

Ignoranz und Anfeindungen tritt Dejan selbstbewusst und entschieden entgegen: „HIV ist einfach ein Teil von mir. Genauso wie meine Hautfarbe und meine Sexualität. Wenn jemand damit nicht klarkommt – tschüss!“

Vor allem aber möchte er Vorurteile abbauen helfen, ein realistisches Bild vom Leben mit HIV vermitteln. Zeigen, dass niemand Angst vor ihm haben muss. Deswegen geht er jetzt an die Öffentlichkeit:

„Die Leute sollen sehen: Da ist dieser 22-jährige schwule Typ aus dem Ruhrgebiet, der lebt einfach sein Leben und kann das auch.“

Hier finden Sie die offiziellen Pressemitteilungen und Hintergrundmaterialien zum Welt-AIDS-Tag. Herausgegeben von den Initiatoren der Gemeinschaftsaktion: dem Bundesministerium für Gesundheit (BMG), der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA), der Deutschen AIDS-Hilfe (DAH) und der Deutschen AIDS-Stiftung (DAS). Pressemotive finden Sie außerdem unter www.bzga.de. Wenn Sie weiteres Hintergrundmaterial oder einen Interviewpartner benötigen, stehen Ihnen unsere Ansprechpartner gern zur Verfügung.

Foto: weltaidstag.de